AUF IN DIE ZUKUNFT MIT GNSS

Kapitel 1: Einleitung

Autor: Bernhard Richter, Oktober 2016

Im Jahr 2003 wurde die Zusammenarbeit am Galileo- Programm der Europäischen Union (EU) und der Europäischen Weltraumorganisation (ESA) besiegelt. Damals bestand die EU noch aus 15 Mitgliedsstaaten und diese Zahl ist nicht die einzige, die sich in der Zwischenzeit fast verdoppelt hat.

Das ehrgeizige Ziel, bis 2008 ein funktionierendes Äquivalent des amerikanischen GPS aufzubauen, wurde aus verschiedenen Gründen Jahr für Jahr verschoben, insbesondere – wenn auch nicht ausschließlich – aufgrund der Schwierigkeit, dessen Finanzierung zu rechtfertigen. Die Finanz- und Wirtschaftskrise im Jahr 2007, die durch die Immobilienblase ausgelöst wurde, führte zu Schuldenkrisen in den Ländern und hat das Programm seitdem verzögert. Die Rahmenbedingungen für das Galileo-Programm haben sich nun aber wohl stabilisiert, was deutlich an den neun Galileo-Satelliten zu sehen ist, die derzeit aktiv sind.

Beim Jahrestreffen der Hersteller und der europäischen GNSS-Agentur im November 2015 wurden sechs neue Satelliten für 2016 angekündigt, ebenso acht weitere Neuzugänge in den beiden darauffolgenden Jahren. Diese rasche Expansion bedeutet, dass die Benutzer bald signifikante Verbesserungen bei der Verfügbarkeit der Positionen unter schwierigen Bedingungen erleben werden. Die volle Betriebsfähigkeit (Full Operational Capability, FOC) von 30 Galileo-Satelliten bis 2020 scheint gesichert, da es unwahrscheinlich ist, dass die garantierten Budgets (2 Milliarden Euro für die Bereitstellung und 3 Milliarden Euro für den Betrieb bis 2020) wieder zurückgezogen werden.

Das chinesische BeiDou-System bietet seit 2000 einen Navigationsdienst, aber die Geschwindigkeit, mit der sich dieses System in letzter Zeit entwickelt hat, überraschte alle Experten. Und als sei das nicht genug, hat Ran Chengqi, Direktor der chinesischen Satellitennavigationsbehörde, eine beschleunigte Expansion mit insgesamt 35 Satelliten und 27 weltweit verfügbaren Satelliten bis 2017 anstatt wie ursprünglich geplant bis 2020 angekündigt. In vielen Regionen der Erde hat sich BeiDou bereits für hochpräzise Navigation und Vermessung bewährt.

Ob die Geschwindigkeit der Innovationen im GNSS-Bereich nach der Fertigstellung von Galileo und BeiDou abnehmen wird, kann natürlich mit einem Blick auf das GPS-System geschätzt und skizziert werden. Das ursprüngliche, rein militärische GPS befindet sich in einem anderen Lebenszyklus und zeigt, wie Systeme erfolgreich betrieben werden können. Seit Jahren wurden nur abgenutzte Satelliten durch neuere Generationen ersetzt. Ein proaktiver Ansatz, der darin bestehen würde, so schnell wie möglich genügend moderne Satelliten mit GPS L5 bereitzustellen, fällt einem Kosten-Nutzen-Ansatz zum Opfer. Die Lebensdauer der Block-II-Satelliten übertrifft die Erwartungen ebenfalls bei weitem und führt dazu, dass sich die Geschwindigkeit der GPS-Modernisierung weiter verringert.

Nächstes Kapitel: NEUE HOCHPRÄZISIONSEMPFÄNGER BRINGEN CHANCEN

Story: AUF IN DIE ZUKUNFT MIT GNSS
Kapitel 1: EINLEITUNG
Kapitel 2: NEUE HOCHPRÄZISIONSEMPFÄNGER BRINGEN CHANCEN
Kapitel 3: NEUE LEICA VIVA GS16-SMARTANTENNE FÜR DIE ZUKUNFTSSICHERHEIT
Kapitel 4: WENIGER IST MANCHMAL MEHR
Kapitel 5: VERBESSERTE STABILITÄT VON RTK-KORREKTURDATEN

Reporter 76

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