100 Jahre Innovation Heerbrugg

Autor: Eugen Voit

Am 26. April 1921 wird in Heerbrugg die „Heinrich Wild, Werkstätte für Feinmechanik und Optik“ gegründet. Über die Jahrzehnte entwickelt sich dieses Unternehmen zur weltbekannten Leica Geosystems AG und ist ein wesentlicher Baustein des Technologiekonzerns Hexagon. Der Gründer Heinrich Wild ist ein Meister der Innovation und revolutionierte das Vermessungswesen mit kleineren, handlicheren und dennoch genaueren Instrumenten. Heerbrugg ist immer wieder Ursprung großer Neuerungen, wie etwa 1968 der erste optoelektronische Distanzmesser, 1977 der erste elektronische Theodolit mit digitaler Datenerfassung, 1984 das erste auf GPSSignalen basierende Vermessungssystem, 1990 das erste Digitalnivellier, 1993 der erste handgehaltene Laserdistanzmesser, 2000 der erste digitale Luftbildsensor und 2019 der kleinste, leichteste und benutzerfreundlichste Laserscanner. Was ist das Erfolgsrezept dieser hundertjährigen Innovationsgeschichte?

EIN SCHWIERIGER ANFANG

Die Strukturkrise der Stickerei-Industrie in den frühen Zwanzigerjahren des letzten Jahrhunderts trifft die Ostschweiz und besonders das Rheintal derart hart, dass die Auswirkung sogar diejenige der zehn Jahre später folgenden Weltwirtschaftskrise übertrifft. Weil gleichzeitig auch die großen Projekte der Rheinregulierung zu Ende gingen, brauchte es dringend neue Arbeit für die Rheintaler.

Heinrich Wild hat nach seiner Tätigkeit bei der Eidgenössischen Landestopographie als Oberingenieur bei den Zeiss-Werken in Jena die geodätische Abteilung aufgebaut. Er genießt in der Vermessungswelt bereits den Ruf eines genialen Erfinders. Wegen der unsicheren Zukunft nach dem Krieg und der dauernden Geldentwertung will er mit seiner Familie in die Schweiz zurückkehren. Mit Konstruktionsplänen von geodätischen und photogrammetrischen Instrumenten im Kopf sucht er in der Schweiz Teilhaber zur Gründung einer optisch-feinmechanischen Versuchswerkstätte. Er erinnert sich an seinen Offizierskollegen Dr. Robert Helbling in Flums, der als Inhaber eines bekannten Vermessungsbüros die Marktbedürfnisse bestens abschätzen kann. Helbling kennt aus der gemeinsamen Studienzeit an der ETH den Rheintaler Industriellen Jacob Schmidheiny, der schnell an diesem Vorhaben gefallen findet. Er verfügt als erfolgreicher Unternehmer über einen entsprechenden Spürsinn und über das nötige Geld. Heinrich Wild weist mehrfach darauf hin, dass in der Gegend der Uhrenindustrie feinmechanische Fachkräfte verfügbar wären. Ein Leitgedanke steht aber für Jacob Schmidheiny von Beginn an fest: „Arbeit dem Rheintaler Volk“

So unterzeichnen die drei am 26. April 1921 den Vertrag zur Gründung einer einfachen Gesellschaft unter dem Namen „Heinrich Wild, Werkstätte für Feinmechanik und Optik, Heerbrugg“. Die Produktion von Heinrich Wilds neuem Nivellier läuft zwar an, aber viele seiner innovativen Ideen und Konstruktionen sind 1921 noch in keiner Weise fabrikationstechnisch ausgereift. Das Gesellschaftskapital ist bereits nach einem Jahr aufgebraucht, noch bevor die ersten Instrumente in den Handel kommen. Neues Kapital erhält das Unternehmen 1923 durch die Gründung der „Verkaufs-Aktiengesellschaft Heinrich Wilds Geodätische Instrumente Heerbrugg“. Diese AG tritt als Auftrag- und Kreditgeber auf und vertreibt gegen eine Kommission die Produkte. Die Durststrecke ist jedoch lang, technische Probleme in der Produktisierung paaren sich mit einem Mangel an optischen und feinmechanischen Fachkräften. Heinrich Wilds Vision eines kleinen, kompakten Universaltheodoliten erweist sich in der Realisierung als äußerst anspruchsvoll. So können im Jahr 1924 von den geplanten 350 T2 Theodoliten nur 27 fertiggestellt werden Erst 1929 ist das Unternehmen auf sicherem Boden, und es kann erstmals eine Dividende ausbezahlt werden.

Der zweite Produktbereich, für den die Erfindungen Heinrich Wilds die Voraussetzung schaffen, ist die Photogrammetrie, die auf wirtschaftlichste Weise die Herstellung genauer Karten wie etwa der damals neuen Schweizer Landeskarte gestattet. Die Phototheodoliten, Autographen und Luftbildkammern von der Firma WILD erlangen schnell Weltruf.

AUS DER VERSUCHSWERKSTATT WIRD EIN UNTERNEHMEN

Die Straffung der Betriebsorganisation und der Aufbau eines weltweiten Vertriebsnetzes durch den neuen Direktor Dr. Albert Schmidheini bringt eine erste Expansionsphase mit 250 Beschäftigten im Jahr 1930. Die Wirtschaftskrise der Dreißigerjahre unterbricht dies und 1933 sind es noch 130 Mitarbeitende.

Die immer bedrohlicher werdende politische Lage in den Dreißigerjahren steigert auch in der Schweiz den Bedarf an Militärinstrumenten. In Rekordzeit werden Prototypen von Telemetern, Zielfernrohren, Rundblickfernrohren und Batterie-Instrumenten entwickelt, gebaut und in Bern vorgeführt. WILD wird in der Folge quasi zum „Hoflieferanten“ der Schweizer Armee, und es kann in Heerbrugg wieder kräftig ausgebaut werden.

In der zweiten Expansionsphase zwischen 1936 und 1941 übersteigt die Belegschaft die Tausendermarke. So bleibt es bis 1951, um danach weiter steil anzusteigen. Im Oktober 1961 wird die Dreitausendergrenze überschritten.

DER GENIALE ERFINDER VERLÄSST DAS WACHSENDE UNTERNEHMEN

Um 1930 zieht Heinrich Wild mit seiner Familie von Heerbrugg nach Zürich. Er kommt nur noch selten ins Rheintal und die Kommunikation wird entsprechend schwieriger. Im Jahr 1933 trennt er sich vom Unternehmen und macht sich als Erfinder und Konstrukteur selbstständig. Auch Heerbrugg beauftragt ihn noch weiter, bis er im Jahr 1935 einen Vertrag mit der Firma Kern & Co in Aarau unterzeichnet, der er bis zu seinem Tod 1951 treu bleibt. Der Name „Wild“ bleibt jedoch im Firmen- und in Produktnamen weiter allgegenwärtig, bis 1990 die Leica-Zeit beginnt. Für die Rheintaler Bevölkerung ist „Wild“ auch heute noch Synonym für das Heerbrugger Werk.

MANGELWARE FACHKRÄFTE

Dem akuten Mangel an Fachkräften im optischen und feinmechanischen Bereich wird durch die Rekrutierung von entsprechendem Personal aus den damaligen Optikzentren entgegengetreten. Bereits 1921 beginnen zwei von Heinrich Wild selbst ausgewählte Lehrlinge in Lustenau ihre Lehrzeit. Um noch gezielter ausbilden zu können, wird 1924 die betriebseigene Werkschule gegründet. 1930 wird daraus die „Fachschule für Feinmechaniker und Optiker“.

DER HÖHEPUNKT DER FEINMECHANISCHEN EPOCHE

1943 kommen WILD-Reißzeuge auf den Markt. Auslöser dafür ist nicht zuletzt auch der Kern DKM1 Theodolit, der trotz Protesten aus Heerbrugg die Aufschrift „Construction Dr. H. Wild“ trägt. 1944 kommt mit dem Astronomischen Theodolit T4 die absolute Krönung mechanisch-optischer Präzision auf den Markt. Das Instrument erlaubt eine direkte Ablesung von 0,1” und erreicht die auch heute noch sagenhafte Messgenauigkeit von ±0,3”.

WILD beteiligt sich auch an internationalen Forschungskooperationen. So beginnt 1952 die Produktion der zusammen mit dem „Ballistic Research Center“ in den USA entwickelten Ballistischen Kammer BC-4, die die hohe Winkelmessgenauigkeit des T4 mit dem hohen Auflösungsvermögen der LuftbildSpezialobjektive kombiniert. Die BC-4 Kammer wird später auch zur Satellitentriangulation und damit zum Aufbau eines ersten globalen Positionierungssystems eingesetzt.

OPTISCHE HÖHENFLÜGE

WILD leistet 1947 im Bereich Mikroskopie Pionierarbeit. Die ersten in der Schweiz serienmäßig hergestellten Forschungsmikroskope, die Typen M9 und M10, kommen auf den Markt. Der 1921 geborene Hans A. Traber – der später durch seine naturkundlichen Programme im Schweizer Radio und Fernsehen bekannt wurde – tritt 1947 in Heerbrugg ein und leitet von 1949 bis 1956 die Abteilung Mikroskopie.

Es spricht für den Weitblick der Geschäftsleitung, aber auch für die Attraktivität des Unternehmens, dass es immer wieder gelingt, hochkarätige Spezialisten ins Rheintal zu holen. So kommt im Februar 1946 mit Ludwig Bertele der wohl bedeutendste Optikkonstrukteur seiner Zeit – der Spezialist für die Berechnung von Fotoobjektiven der Firma Zeiss-Ikon in Dresden – als Leiter der Optikentwicklung nach Heerbrugg. Er wird mit der Entwicklung eines neuartigen Hochleistungsobjektivs für Luftaufnahmen betraut. Unter seiner Leitung nutzt das Optische Rechenbüro für die Berechnung und Optimierung von Objektiven erstmals eine elektrische Rechenanlage, die „Zuse Z22“ – einer der ersten in Serie produzierten „Computer“. WILD kauft als erstes Schweizer Industrieunternehmen eine solche Anlage. Mit diesem Elektronenrechner ist es möglich, täglich etwa 3000 brechende oder reflektierende Flächen durchzurechnen. Für die traditionelle Berechnung mittels mechanischer Tischrechenmaschinen wären zwei geübte Rechnerinnen 20 Arbeitstage beschäftigt.

Weltweit sitzen in der Nacht vom 21. Juli 1969 viele Menschen gespannt vor ihren Fernsehern, als im Zuge der Apollo-11-Mission mit den Astronauten Neil Armstrong und Buzz Aldrin die ersten Menschen den Mond betreten. Die NASA setzt verschiedene Instrumente aus Heerbrugg bei ihrem Mondlandeprogramm ein. So wird etwa der T3 bei der Orientierung des sogenannten „Inertial Guidance System“ und der T2 zur optischen Ausrichtung der Mondlandefähre LEM beim Bau verwendet. Während der Fernsehübertragung des spektakulären Mondflugs ist auf dem Bildschirm ein Astronaut zu sehen, der Positionsbestimmungen durchführt. Das Objektivsystem des verwendeten Instruments wurde von WILD geliefert.

DAS ELEKTRONIKZEITALTER BEGINNT – MIT EINER KOOPERATION

1958 wird in Heerbrugg eine Elektronikabteilung aufgebaut. Am 10. Kongress der „Fédération Internationale des Géomètres“ (FIG) 1962 in Wien wird der erste Mikrowellen-Distanzmesser vorgestellt. Der Distomat DI50 ist weltweit der erste elektronische Distanzmesser für einen Messbereich von 100 m bis 50 km und wurde in Zusammenarbeit mit der Elektronikfirma Albiswerk Zürich entwickelt. Radikal neue Technologien werden oftmals über geeignete Kooperationen oder Übernahmen ins Unternehmen geholt. Im Jahre 1963 kostete ein solcher Distomat DI50 rund 40 Monatslöhne eines Vermessungsingenieurs. Solch disruptive Lösungen sind zu Beginn oftmals extrem teuer und deshalb nur für sehr spezielle Anwendungen sinnvoll und wirtschaftlich.

DIE NEUE KÖNIGSDISZIPLIN – OPTOELEKTRONIK

Der erste Infrarot-Distanzmesser DISTOMAT DI10 wird zusammen mit der französischen Firma Sercel (Société d‘Etudes, Recherches et Constructions Electroniques) in Nantes entwickelt und kommt 1968 auf den Markt. Er revolutioniert als erster Nahbereichs-Distanzmesser die Vermessungstechnik. Benutzt wird noch kein Laser, sondern die Infrarotstrahlung einer Gallium-Arsenid-Diode. Es sind die Anfänge der Optoelektronik, die eine zentrale technologische Kernkompetenz in Heerbrugg werden wird. Auf dem 14. Internationalen FIG-Kongress in Washington 1973 gilt ein großes Interesse dem neuen Infrarot-Distanzmesser DI3. Er entwickelt sich zum Geodäsie-Bestseller und DISTOMAT wird zum Synonym für Distanzmesser.

EIN VOLKSWAGEN AUS HEERBRUGG

In den Siebzigerjahren erlebt die analoge Photogrammetrie ihren Höhepunkt. 1975 verlässt der tausendste Autograph A8 das Werk Heerbrugg. Er wird auch als „Volkswagen der Photogrammetrie“ bezeichnet. Die technologische Entwicklung und insbesondere die Digitalisierung bringen aber schließlich das Autographen-Geschäft zum Erliegen. Bildverarbeitung und Informatik werden zu neuen Königsdisziplinen für die darauffolgende digitale Photogrammetrie.

INNOVATION BRAUCHT TECHNISCHE EXZELLENZ IN NEUEN DISZIPLINEN

Ein intensiver Austausch mit Hochschulen ist ein wesentlicher Motor für Innovation. Dr. Hugo Kasper, vorher Professor für Geodäsie an der Technischen Hochschule in Brünn, tritt 1948 bei WILD ein und übernimmt die neu gebildete Forschungs- und Entwicklungsabteilung für Photogrammetrie. Aus seinem Wirkungsbereich stammen die Autographen A7, A8 und der Aviograph B8. 1961 wird er als Professor für Geodäsie, insbesondere Photogrammetrie, an die ETH Zürich berufen. Bis zu seiner Emeritierung 1973 bleibt die Verbindung mit WILD bestehen. Hans Tiziani schließt 1955 bei WILD eine Optiker- und Mechanikerlehre ab. Nach der Technikerausbildung und dem Abschluss als Maschinenbauingenieur studiert er Optik an der Sorbonne und der Optischen Hochschule Paris. Er schließt 1963 als Diplomingenieur ab und promoviert 1967 am Imperial College in London. Von 1968 bis 1973 übernimmt er an der ETH Zürich den Aufbau und die Leitung der Gruppe Optik in der Abteilung für Technische Physik. Von 1973 bis 1978 führt er das Zentrallabor von WILD. 1978 wird er an die Universität Stuttgart berufen und leitet bis zu seiner Emeritierung 2002 das Institut für Technische Optik. Bis zum heutigen Tag bleibt er in intensivem Kontakt mit „seinem“ Unternehmen in Heerbrugg.

Der ETH-Maschinenbauingenieur Max Kreis tritt 1932 ins Heerbrugger Konstruktionsbüro ein. Im Laufe seiner beruflichen Karriere setzt er sich stark für höhere Bildung ein. Als Direktionspräsident ist er 1968 Gründungsmitglied des Neutechnikums NTB in Buchs, heute Teil der Fachhochschule Ostschweiz. Der spätere Direktionspräsident Dr. Albert Semadeni seinerseits bewirkt als St. Galler Kantonsrat mit einer Motion den Bau einer Kantonsschule in Heerbrugg. Sie wird 1975 eröffnet.

1977 BEGINNT VERMESSUNG 4.0

Am 15. Internationalen FIG-Kongress 1977 in Stockholm wird der vollautomatische elektronische Infrarottachymeter TC1 vorgestellt. Die Elektronik übernimmt das Messen der Distanz und der Winkel sowie das Protokollieren der Messwerte. Als Datenspeicher wird ein Kompaktkassettengerät verwendet. Damit beginnt das Informatikzeitalter in der Vermessung. Anfänglich ist jedoch die Digitalisierung eine voluminöse und gewichtige Angelegenheit. 1980 ermöglicht das System GEOMAP erstmals den durchgehenden Datenfluss von der geodätischen Feldmessung bis zum fertigen grafischen Plan mithilfe des interaktiven grafischen Arbeitsplatzrechners Tektronix 4054.

Im Dezember 1984 wird die „WM Satellite Survey Company“ als Joint Venture mit der „Magnavox Government and Industrial Electronics Company“ in Torrance, Kalifornien, gegründet. Bereits im Mai darauf wird das neue GPS-Vermessungssystem WM101 vorgestellt. Es ist der Beginn der GNSSErfolgsgeschichte, die bis heute anhält.

WILD HEERBRUGG – WILD-LEITZ – LEICA – LEICA GEOSYSTEMS

Die Jahre 1988 bis 2000 sind bewegte Jahre, was Firmennamen, Zusammensetzung und Eigentumsverhältnisse angeht. Mit der Übernahme von Kern in Aarau, kam auch eine gebündelte Ladung Industriemesstechnik nach Heerbrugg, die heute innerhalb des Hexagon Konzerns nach wie vor ein wichtiges Marktsegment darstellt.

VERRÜCKTE IDEEN WERDEN MANCHMAL ERFOLGREICHE PRODUKTE

Auf dem wichtigsten Vermessungskongress der USA in Denver erregt 1990 das NA2000 als erstes Digitalnivellier der Welt großes Aufsehen. Es wird mit dem Photonics-Innovationspreis ausgezeichnet. Das eigentliche „Geheimnis“ des Geräts liegt im dazugehörigen Algorithmus: Industriemathematiker mussten einen auf dem PC funktionierenden Auswertealgorithmus so optimieren, dass er auf einem Feldgerät in nützlicher Zeit gute Ergebnisse liefert.

Die Idee, auf Basis aller Erfahrungen mit den hochwertigen Aufsatz-Distanzmessern eine genauere Alternative zu den erhältlichen Ultraschall-Geräten und Stahlmaßbändern auf den Markt zu bringen, wurde zunächst intern eher belächelt. Schließlich setzt aber der DISTO, das erste Handlasermeter der Welt, neue Akzente. Bei seiner Vorstellung 1993 auf der internationalen Baufachmesse BATIMAT in Paris sorgt diese Neuentwicklung für Aufsehen und erhält einen Innovationspreis.

ALLES IST DIGITAL – WORKFLOW UND BÖRSENGANG

Zusammen mit dem Institut für Optische Sensorsysteme des DLR (Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt) wird die erste digitale Luftbildkamera, die ADS40, entwickelt und im Jahr 2000 vorgestellt. Der Erfolg des Sensors wird auch maßgeblich von einem robusten Workflow bestimmt, der eine effektive und reibungslose Verarbeitung der massiven Datenmengen bedingt, die im Flugbetrieb generiert werden. Softwareinnovation ist hierzu der Schlüssel.

Mit der Übernahme der kalifornischen Firma Cyra Technologies steigt Leica Geosystems im Jahr 2000 als erstes Vermessungsunternehmen in die Zukunftstechnologie Laserscanning ein. Schnell wird diese Technologie internalisiert und in Heerbrugg weiterentwickelt. Unter dem Slogan „High Definition Surveying“ wird der Laserscanner der nächsten Generation HDS3000 zusammen mit der neuen Software Cyclone 5.0 vorgestellt. 2006 wird neben der Entwicklung auch die Produktion der Scanner in Heerbrugg konzentriert.

GEMEINSAM STÄRKER – SENSORFUSION

Neben den eigenen Innovationsleistungen spielen Akquisitionen eine immer größere Rolle in der Weiterentwicklung des Lösungsangebotes. Eine zusätzliche Beschleunigung erfährt dieser Trend durch die Übernahme von Leica Geosystems durch den schwedischen Technologiekonzern Hexagon AB im Jahr 2005.

In den letzten zehn Jahren werden nahezu 40 Firmen akquiriert, die einerseits die Präsenz in den Schwellenländern stärken und andererseits die Expansion in neue Zielmärkte unterstützen. So wird etwa 2013 durch die Akquisition der italienischen Geosoft der Grundstein für die Mobile-MappingProduktlinie Pegasus gelegt, die während der Bewegung Bild- und LiDAR-Daten in einer GIS-fähigen Plattform aufzeichnet und so eine vollständige Erfassung der Umgebung ermöglicht. Mit der 2015 übernommenen Berliner Firma Technet erweitert sich die Pegasus-Produktlinie um GIS-Softwarelösungen für den Bahnbereich. Weiter konnten 2016 mit der Übernahme der italienischen IDS GeoRadar äußerst konkurrenzfähige Radarlösungen erlangen, wie beispielsweise Bodenradarsysteme, mit denen nicht sichtbare unterirdische Rohre und Hohlräume präzise erfasst werden. In Kombination mit Pegasus lässt sich damit aufgezeichnete unterirdische Infrastruktur direkt an die überirdisch aufgenommenen räumlichen Daten koppeln.

Mit dem CityMapper wird 2016 der weltweit erste „fused sensor“ für Luftaufnahmen mit komplett neu entwickelten Kameras und Lasersensoren eingeführt. Er besteht aus einer RCD30-Multispektralkamera im Zentrum, vier schräg angeordneten RCD30-Kameras mit 45°-Winkel und einer Hyperion-LiDAR-Einheit. Er ist speziell für anspruchsvolle 3D-Stadterfassungen konzipiert und Teil der „RealCity“-Gesamtlösung zur Erstellung von 3D-Stadtmodellen.

2017 wird das erste GNSS mit echter Neigungskompensation vorgestellt. Der GS18 T ist der schnellste und anwenderfreundlichste GNSSRTK-Rover der Welt. Ab jetzt kann jeder Punkt rascher und einfacher gemessen werden, da der Lotstab nicht mehr senkrecht gehalten werden muss. Eine robuste Neigungskompensation zu realisieren, beschäftigte die F&E über Jahrzehnte. Eine in die GNSS-Antenne integrierte IMU (Inertial Measurement Unit) ist die Lösung. Sie nimmt Beschleunigungs- und Rotationswerte auf und verrechnet sie mit den GNSS-Positionsdaten.

KLEINER, LEICHTER, EINFACHER UND MOBIL

Am 18. November 2016 stellt CTO Burkhard Böckem bei der Autodesk University 2016 den BLK360 der Öffentlichkeit vor. Der in zeitloser Eleganz gestaltete Laserscanner mit seinen Abmessungen und einem Gewicht von nur 1,1 kg das kleinste, leichteste und leistungsfähigste Gerät auf dem Markt. Der BLK360 gewinnt unzählige Design- und Innovationspreise. Ein eigens dafür angesetztes Team brachte dieses Produkt unter Anwendung modernster Entwicklungsmethoden in erstaunlich kurzer Zeit auf den Markt.

Auf der HxGN LIVE 2019 in Las Vegas wird der erste tragbare bildgebende Laserscanner BLK2GO vorgestellt. Er digitalisiert in Echtzeit Räume in 3D mithilfe von Bildern und Punktwolken. Die integrierte SLAM-Technologie (Simultaneous Localization and Mapping) erlaubt die präzise Bestimmung der Bewegungsbahn durch den Raum bei gleichzeitiger Erfassung der Geometrie des Raums. Und nochmals winkt der Geist von Heinrich Wild – „klein, leicht und mobil“ wie der T2.

Neben vermessungsnahen Anwendungen findet er auch zunehmend Einsatz in weniger konventionellen Bereichen wie zum Beispiel Forensik, Filmindustrie und Archäologie und erweitert damit den Markt erheblich.

100 JAHRE UND KEIN BISSCHEN MÜDE

Hexagon‘s Geosystems Divison wird in den fünf Kernbereichen Vermessung, Bau, Großmaschinensteuerung, Bergbau und raumbezogene Lösungen weiter Innovationsgeschichten schreiben. Doch durch die potenziellen Anwendungsmöglichkeiten für neu aufkommende Technologien tun sich auch neue Märkte auf: Mobile 3D-Scannertechnologie und Softwarelösungen erlauben Ermittlern die digitale Dokumentation von Tatorten oder Unfallstellen oder verschaffen Bauforschern und Archäologen ungeahnte Einblicke. Mithilfe von Lasern, GNSS-Empfängern und Totalstationen werden in der Medien- und Unterhaltungsbranche digitale Abbilder realer Objekte oder Umgebungen zur Integration in Filme und Spiele erstellt, während Stadtplaner mit denselben Technologien räumliche Entwicklungsmodelle generieren. Benutzerfreundliche Monitoringlösungen helfen bei der Erkennung von Elementarrisiken, unterstützen die Instandhaltung von Gebäuden oder ermöglichen die Überwachung von Bahninfrastruktur – um nur einige weitere mögliche Anwendungen zu nennen.

Hexagon investiert jährlich zwischen zehn und zwölf Umsatzprozente in die Forschung und Entwicklung. Erfolgreiche Innovation braucht aber auch eine entsprechende Unternehmenskultur. Seit dem Beginn von 1921 ist es stets wichtig geblieben, die guten lokalen Voraussetzungen mit neuen, von außen hereingeholten Ideen zu mischen. Die Diversität des multinationalen Mitarbeiterstamms in Heerbrugg, dem Menschen aus 50 Nationen angehören, unterstützt und fördert die Innovationskultur des Unternehmens.

DAS NÄCHSTE KAPITEL

Für die Zukunft plant Hexagon die Entwicklung innovativer Technologien, die Nachhaltigkeit durch verbesserte Effizienz, erhöhte Sicherheit und minimale ökologische Belastung begünstigen. Durch die Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten in seinem Innovationsprozess strebt Hexagon eine Verringerung seines Kohlendioxidausstoßes an. Gleichzeitig werden bestehende und neue Kunden von Hexagon dabei unterstützt, die Herausforderungen des Klimawandels schnell, einfach und effizient anzugehen.

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