Digitalisierung halbiert Aufwand für Landschaftsbau-Projekte
Im Jahr 2003 gründete Thomas Dolinski sein Garten- und Landschaftsbauunternehmen in Stephanskirchen bei Rosenheim. Schon früh hat er sich auf das digitale Aufmaß spezialisiert. So kann er schneller genauer kalkulieren und arbeiten. In der überwiegend nach traditionellen Methoden arbeitenden Branche ist sein Familienunternehmen damit eine Ausnahme. Doch der Erfolg gibt ihm Recht. Deshalb ging er einen Schritt weiter in der Digitalisierung: Mit der automatischen Maschinensteuerung für seinen Neun-Tonnen-Bagger. Dank der tatkräftigen Unterstützung und Expertise des Baumaschinenhändlers Tradler konnte die neue Technologie in Dolinskis Arbeitsprozesse problemlos integriert werden.
Ein strahlend schöner Sommermorgen im Chiemgau. Garten- und Landschaftsbauer Thomas Dolinski sitzt am Schreibtisch mit einem Glas Wasser. Für Kaffee ist es schon um neun Uhr zu heiß an diesem nicht ganz normalen Arbeitstag. Wo sonst vier Personen konzentriert arbeiten, herrscht jetzt munteres Treiben: Video-Interview zum Thema Digitalisierung um neun Uhr im Büro, anschließend Baustellenbegehung in Rosenheim mit Fotoshooting – so steht es im Kalender des erfolgreichen Familienunternehmers. Doch es kommt anders. Plötzlich brummt Dolinskis Smartphone.
Wenn der Plan nicht zur Realität auf der Baustelle passt
Die Kollegen auf der Baustelle in Rosenheim haben ein Problem: Das frisch ausgehobene Loch für das Fundament eines Fahrradständers liegt 20 Zentimeter zu weit vom Gebäude entfernt, dessen Außenanlagen Dolinskis Firma derzeit gestaltet. Also muss das Interview warten, die Ursachenforschung beginnt – zunächst am Schreibtisch: Stimmen die Daten des Architektenplans mit dem vor Beginn der Arbeiten erstellten Aufmaß überein?.
Mit wenigen Mausklicks legt Dolinski am PC mit den beiden großen Bildschirmen Flurplan, Architektenplan und das anhand seiner eigenen Messungen mit der Hard- und Software von Leica Geosystems erstellte Digitale Geländemodell (DGM) übereinander. Hier gibt es keine Abweichungen. Wurde also vielleicht das Gebäude, ein Neubau in Containerbauweise, nicht genau nach Plan errichtet? Oder misst die automatische Maschinensteuerung im Bagger nicht korrekt?
Eigentlich müsste der Chef jetzt selbst zur Baustelle, um nachzumessen – mit dem GNSS-Rover-Stab Leica iCON gps 70. Zum Glück ist Patrick Schneider von Leica Geosystems ebenfalls vor Ort. Er betreut den Baumaschinenhändler Tradler aus Traunstein, bei dem Dolinski seine Baumaschinen kauft – zuletzt einen Neun-Tonnen-Bagger von Kubota inklusive digitaler 3D-Maschinensteuerung Leica MC1. Schneider greift sich den Rover und fährt zur Baustelle.
Nachmessen mit dem Rover schafft Klarheit
Kurz darauf sein Anruf: der Vergleich von Rover- und Baggerdaten hat ergeben, dass Dolinskis korrekte Plandaten von seinem Baggerführer vor Ort perfekt umgesetzt wurden. Das Haus steht falsch – um 20 Zentimeter versetzt gegenüber dem Plan.
„Das kommt öfter vor, als man meint“, sagt Dolinski. „Und weil der Fahrradständer freisteht, ist es hier auch kein Problem.“ Etwas anderes wäre es, wenn die Überdachung des Fahrradständers an das Haus anschließen sollte. So jedoch können die Arbeiten weitergehen, während der Garten- und Landschaftsbauer von seinen Erfahrungen mit der Digitalisierung im Arbeitsalltag berichtet.“
Verlässliche Angebote dank digitaler Aufmaße
Vor den ersten Erdarbeiten erledigen Dolinski und drei Angestellte im Büro bei jedem Projekt eine Fülle administrativer Tätigkeiten. Da sind Anfragen zu prüfen, Aufmaße zu erstellen, Angebote zu kalkulieren, Auftragsbestätigungen zu versenden, Pläne zu verwalten, Material zu bestellen, Personal und Maschinen zu disponieren. „Mit dem Auftrag bekommen wir immer einen Plan, den wir sofort digital erfassen“, erklärt Dolinski. Oft sind es gleich mehrere: Flurplan, Architektenplan oder Ausführungspläne anderer Gewerke.
Qualität und Nutzen der Zeichnungen sind sehr unterschiedlich. Manche sind schlecht lesbar, ungenau, veraltet und uneinheitlich. Deshalb hat es sich bewährt, bereits vor der Angebotserstellung das zu bearbeitende Gelände selbst zu vermessen. Dabei setzt Dolinski voll auf digitale Technik von Leica Geosystems.
„Mit der Totalstation Leica iCR70 kann ich ganz allein das Urgelände innerhalb weniger Minuten präzise aufnehmen.“ Präzise bedeutet: Mit genauen GNSS-Koordinaten- und Höhenangaben. Diese erlauben eine detaillierte Berechnung des Volumens von Aushub und Aufschüttungen. „Die Daten sind für uns Gold wert, weil sie es uns ermöglichen, realistische Angebote zur erstellen.“
Böse Überraschungen vermeiden
Wer sich auf die Architektenpläne verlasse, erklärt Dolinski, erlebe während der Arbeiten oft eine böse Überraschung. „Da werden aus 700 Kubikmetern schnell mal 1000.“ Auf der Rechnung ist das – je nach Bodenklasse – ein Unterschied von mehreren tausend Euro. Das führe nicht selten zu Diskussionen mit den Auftraggebern, berichtet Dolinski. Und ergänzt: „Mit der digitalen Vermessung vor Arbeitsbeginn vermeiden wir nicht nur den Zeitaufwand für die Diskussionen. Wir haben auch zufriedenere Kunden.“ Dass er die Vermessungsdaten mit dem Tachymeter iCR70 allein aufnehmen kann, ist für Dolinski ein entscheidender Produktivitätsvorteil. „Früher brauchten wir immer zwei Personen, um die Messarbeiten auszuführen. Unter den Bedingungen der heutigen Fachkräfteknappheit würde das dauernd zu Verzögerungen führen, wenn ein qualifizierter Mitarbeiter gerade für eine andere Arbeit gebraucht wird. Mit der Totalstation von Leica erledigt das eine Person allein“. Und weil die Technik einfacher zu handhaben ist, geht es sogar schneller als mit der herkömmlichen analogen Methode.
Mehr Effizienz und Sicherheit auf der Baustelle
Hinzu kommt: Die digitalen Daten sind leichter zu handhaben als die in vielen Betrieben noch üblichen Papierberge. Einmal erhoben, stehen sie an den Bildschirmen des Desktop-PC im Büro ebenso zur Verfügung wie auf einem Tablet auf der Baustelle. Mit Mausklick oder Wischgesten können Benutzer einfach zwischen Überblick- und Detailansichten wechseln. Und durch die Integration mit dem Maschinensteuerungssystem Leica iCON iXE3 für Bagger entfalten die Daten zusätzlichen Nutzen. Denn der Baggerführer sieht auf dem Bildschirm seiner Bedieneinheit punktgenau, wo und wie tief er graben muss. Mehr noch: Das System zeigt jederzeit präzise an, ob die Schaufel sich innerhalb des digitalen Aushubmodells der auszuführenden Arbeiten befindet. Sobald sich die Schaufel auch nur geringfügig unterhalb der geplanten Aushubsohle bewegt, färbt sich die Anzeige rot und Baggerführer Maximilian Mayer kann sofort korrigieren. „Das alles ohne einen zweiten Mann, der sich ständig im Gefahrenbereich des Baggers aufhalten müsste, um mir die korrekten Positionen anzuzeigen,“ betont er. Das ist nicht nur sehr viel effizienter, sondern auch sicherer. Übertragen werden die Daten einfach und sicher per USB-Stick. Alternativ können sie auch über die Cloud-Lösung Leica ConX direkt vom Büro auf die Maschine gesendet werden.
Für alle Fälle: das Customer Care Package
Die Bedienung der verschiedenen Leica-Geräte hat sich der Baggerführer Mayer ebenso selbst erarbeitet wie sein Chef. „Das ist keine große Sache“, sagt er, „die ist ja weitgehend selbsterklärend. Und wenn doch mal eine Frage auftaucht, hilft der Support schnell und unbürokratisch“. Das ist auch Thomas Dolinski wichtig. Deshalb hat er ein Customer Care Package zu seinen Leica-Produkten gebucht. In diesen Wartungsverträgen sind neben der kostenlosen jährlichen Kalibrierung der Geräte und den regelmäßigen Software-Updates und -Upgrades mit Produktverbesserungen auch eine Hotline zu den Support-Ingenieuren enthalten, die immer „sehr schnell“ reagiert, wie Dolinksi sagt. Diesen Service möchte er nicht mehr missen: „Die Aufgaben sind so komplex und die Funktionalität der Programme für Aufmaß, Absteckung und Baggersteuerung ist so breit gefächert – da kann es immer mal vorkommen, dass Fragen auftauchen. Mit dem CCP sind wir auf der sicheren Seite.“
Perfektes Zusammenspiel: Leica Geosystems und DATAflor
Damit aus Messdaten ein Angebot entstehen kann, werden sie automatisch in die Planungssoftware DATAflor eingelesen. Damit erstellt Dolinski das dreidimensionale DGM. In Kombination mit den Stammdaten zu Material- und Personalkosten bildet es die Grundlage für Kalkulation und Angebot. Außerdem liefert es die Daten für die Maschinensteuerung und für die Endkontrolle mit dem Rover-Stab oder dem Tachymeter. „Die reibungslose Zusammenarbeit zwischen DATAflor und Leica Geosystems war für mich ein wichtiges Argument bei der Auswahl der Lösungen von Leica. Weil ich mich darauf verlassen kann, dass DATAflor seine Software-Updates immer im Zusammenspiel mit Leica testet, bevor sie ausgerollt werden.“
Die Zukunft des Familienbetriebs ist digital
Thomas Dolinski ist sich bewusst, dass sein Unternehmen eine Vorreiterrolle in der Digitalisierung des Garten- und Landschaftsbaus einnimmt. Manche seiner Konkurrenten wunderten sich, dass er so stark in die digitale Technik investiere. Doch für ihn ist klar: „Ohne diese digitale Unterstützung hätte sich meine Firma nicht so schnell so gut entwickeln können.“ Zwar müsse er heute mehr Zeit in die Arbeitsvorbereitung stecken, doch könne er dadurch den Aufwand auf der Baustelle deutlich verringern und gleichzeitig Aufträge mit weniger Leuten schneller abschließen. „Das ist der Trend, den wir in den großen Bauunternehmen schon lange sehen. Der wird auch den Garten- und Landschaftsbau immer stärker ergreifen. Unsere Zukunft ist digital. Und darauf sind wir als Familienbetrieb gut vorbereitet.