Warum Hexagon der Nachhaltigkeit Priorität einräumt

Autor: Maria Luthström

Anfang 2021 hat Hexagon ein neues Nachhaltigkeitsprogramm vorgestellt. In ihrer Eigenschaft als Head of Sustainability and Investor Relations zeichnet Maria Luthström verantwortlich für Hexagons Umwelt-, Sozialund Unternehmensführungsagenden (Environment, Social, Governance – ESG).

Als Head of Sustainability obliegt dir die Führungsrolle in Bezug auf die Nachhaltigkeitsbemühungen von Hexagon. Wann hast du deine Leidenschaft für Nachhaltigkeit entdeckt?

Maria Luthström: Nach meinem Universitätsabschluss vor fast 15 Jahren, fing ich in einem großen Familienunternehmen in Schweden als Trainee an. Die Eigentümer legten sehr viel Wert auf Nachhaltigkeit und das hat meine Sichtweise geprägt. Der Nachhaltigkeitsverantwortliche des Unternehmens, der aus der Politik kam, war mir eine Inspiration. In dieser Zeit war ich an vielen Nachhaltigkeitsprojekten beteiligt, von denen ich zahlreiche auch geleitet habe. Dabei konnte ich wertvolle Erfahrungen sammeln. Beispielsweise habe ich Nachhaltigkeitskonzepte wie die Global Reporting Initiative umgesetzt. Damals war das völlig neu, und niemand in unserem Unternehmen brachte Vorwissen oder Erfahrung mit. Wir hatten auch keine Berater, also musste ich mich für die Implementierung selbst schlau machen. Dabei habe ich sehr viel gelernt.

Vor kurzem hat Hexagon ein neues Nachhaltigkeitsprogramm vorgestellt, dessen zentrale ESG-Ziele Kohlendioxidausstoß, Lieferantenaudits und Gender Diversity sind. Warum räumt Hexagon der Nachhaltigkeit in seiner Unternehmensstrategie Priorität ein?

Ich denke, Nachhaltigkeit sollte überall ein Thema sein, aber Unternehmen tragen eine ganz besondere Verantwortung: Sie arbeiten gewinnorientiert und müssen sich an marktwirtschaftlichen Grundsätzen orientieren. Das bietet ihnen die Chance, einen echten Wandel voranzutreiben. Deshalb ist unser Mantra „do well to do good“ – es muss einem selbst gut gehen, um anderen Gutes tun zu können – so entscheidend: Wichtig ist, dass Unternehmen nachhaltig wirtschaften und trotzdem ihre Gewinnziele erreichen. Nachhaltigkeit muss auf kosteneffiziente Art und Weise realisiert werden, andernfalls wird sie nicht anhalten.


Was ist am Ansatz von Hexagon so einzigartig?

Wir sind in einer ganz besonderen Position, weil bereits das Kerngeschäft von Hexagon in der Ermöglichung von Nachhaltigkeit besteht: Wir konzentrieren uns auf die Steigerung der Effizienz, Produktivität, Qualität und Sicherheit für unsere Kunden. All diese Parameter sind auch mit Blick auf die Nachhaltigkeit relevant. Nachhaltigkeit steht im Zentrum unseres Handelns, und wir sind in der Lage, unsere Kunden auf diese Reise mitzunehmen.

Auch Hexagons neues R-evolution-Konzept ist herausragend und einzigartig: Wir werden in grüne Projekte investieren, in denen die Technologien von Hexagon genutzt werden können. Diese Vorhaben sind gewinnorientiert und sollen zeigen, dass es durchaus auch ein Geschäftsmodell sein kann, den Wandel der Welt zu einer grüneren Wirtschaft zu unterstützen. Nachhaltige, profitorientierte Projekte können die Gesellschaft diesem Ziel näher bringen. Wir sind derzeit in der Abklärung, ob es sinnvoll ist, unsere größeren Standorte mit Photovoltaikanlagen auszustatten. Eine Alternative dazu könnten Stromabnahmeverträge sein, mit denen wir in den Ausbau erneuerbarer Energie investieren, die wir dann zum Betrieb unserer Fertigungseinrichtungen nutzen.


Wie lässt sich bei Hexagon ein Umfeld kultivieren, das nachhaltige Ansätze wertschätzt und fördert?

Viele unserer Mitarbeiter brennen von sich aus für Nachhaltigkeitsthemen, und das ist ein entscheidender Faktor. Es ist wichtig, wenn Unterstützung von der Basis kommt. Aber natürlich muss auch die Führungsspitze mit an Bord sein und Engagement zeigen. Nachhaltigkeit muss Teil aller geschäftlichen Überlegungen sein und ihren Platz in jedem Strategiemeeting und der Unternehmenskommunikation haben.

Werden ESG-Ziele auf Mitarbeiter- oder Führungsebene festgelegt?

Zu Jahresbeginn haben wir übergeordnete Ziele definiert. Unsere ESG-Ziele sind Klimaneutralität in unseren Scope-1- und Scope-2-Emissionen bis 2030; Klimaneutralität in den Scope-1-, Scope-2- und Scope-3-Emissionen entlang unserer gesamten Wertschöpfungskette bis 2050; Lieferantenaudits bezüglich Nachhaltigkeit bei 100 % unserer unmittelbaren Lieferanten in Risikobereichen bis 2023 und mindestens 30 % Frauen in Führungspositionen bis 2025. Das sind natürlich extrem ambitionierte Ziele, die wir derzeit gerade in kleinere Einheiten herunterbrechen, damit die Betroffenen begreifen, was das für sie in ihrer Position bedeutet.

Welche Indikatoren wird das Unternehmen anwenden?

Wir erhöhen die Energieeffizienz an unseren Standorten und verringern den durch Geschäftsreisen und unsere Fahrzeugflotte verursachten Kohlendioxidausstoß. In der Produktentwicklungsphase werden wir zudem zukünftig mehr Gewicht auf Nachhaltigkeit legen, strengere Lieferantenaudits durchführen und Initiativen für eine inklusive Unternehmenskultur ins Leben rufen, um die Diversität unter unseren Mitarbeitern zu fördern. Ganz besonders freut mich, dass einige Geschäftsbereiche auch eigene Maßnahmen umsetzen, beispielsweise Mentoringprogramme zur Erhöhung des Anteils weiblicher Führungskräfte. Ich hoffe, dass sich solche Programme auch auf den Rest des Unternehmens ausweiten lassen.

Worin bestehen die Herausforderungen?

Unsere Organisation ist dezentral, deshalb macht die Entscheidung, Nachhaltigkeit auf einer unternehmensweiten Ebene anzugehen, einen wesentlichen Unterschied. Die einzelnen Geschäftsbereiche haben ihre eigenen Nachhaltigkeitsagenden, aber es gibt eine gemeinsame Verpflichtung. Außerdem haben wir Expertengruppen im operativen, im HR- und im Compliance-Bereich, sowie in der Beschaffung eingerichtet. In diesen Gruppen sind Mitglieder aus jedem Geschäftsbereich vertreten. Sie entwickeln in ihrem betrieblichen Kontext Nachhaltigkeitsinitiativen und -ziele und berichten über ihre Fortschritte vierteljährlich an Hexagons President und CEO Ola Rollén und das Board of Directors. So stellen wir sicher, dass sich die Nachhaltigkeitsinitiativen mit den übergeordneten Unternehmenszielen decken.

Gibt es ein Unternehmen, das für Hexagon als Vorbild dient?

Natürlich sehen wir uns Best Practices bei anderen Firmen an. Einigen Unternehmen, von denen eine stärkere Umweltbelastung ausgeht, wird seit längerer Zeit vonseiten der Stakeholder Druck gemacht, ihre Nachhaltigkeit zu erhöhen. Die Konzepte dieser Unternehmen sind in der Regel schon besser ausgebaut. Verglichen mit diesen Unternehmen sind die Kohlendioxidemissionen von Hexagon jedoch viel geringer. Beispielsweise haben wir keine großen Fertigungsanlagen. Für Technologiefirmen sind andere Herausforderungen naheliegender. Zum Beispiel ist die Branche sehr männlich dominiert – das müssen wir ändern. Darüber hinaus konzentrieren wir uns auf unsere Lieferketten, wo in manchen Ländern Menschenrechte und Arbeitsrecht im Argen liegen. Daher ist auch die Bewertung der Nachhaltigkeit unserer Lieferanten ein wichtiger Schritt.

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